un|lesbar wahr|nehmen

Wel­ches ist das erste Wort, das mir begeg­net? Wo begeg­net es mir und was sehe ich, wenn ich es genau betrachte? Text nehmen wir täg­lich wahr. Er ist vie­ler­orts in geschrie­be­ner Form prä­sent, sodass wir ihn kaum oder sogar über­haupt nicht bewusst lesen und sehen. Was Schrift als tra­dier­tes Medium heute für uns bedeu­tet, hat einen langen Pro­zess der Gewöh­nung durch­lau­fen. Mit der Spra­che haben wir eine Form gefun­den unsere Wirk­lich­keit zu orga­ni­sie­ren und zu ver­mit­teln. Wir neigen dazu, Reprä­sen­ta­tio­nen unmit­tel­bar auf­zu­neh­men, zu ver­ar­bei­ten und zum Bei­spiel mit Erin­ne­run­gen zu ver­knüp­fen. Die Ver­schie­den­heit zwi­schen einer Wirk­lich­keit, die auf wahr­haf­ti­gen Erfah­run­gen, Erkennt­nis­sen und dem wahr­haf­ti­gen Wissen beruht und einer reprä­sen­tier­ten Wirk­lich­keit kann mit dem Medium Schrift nicht über­wun­den werden.
In meiner Master-Arbeit stehen Form und Körper, also die Mate­ria­li­tät von Schrift, dem Inhalt und der Bedeu­tung gegen­über. Ich arbeite mit Zita­ten, die mir wäh­rend meiner theo­re­ti­schen Aus­ein­an­der­set­zung zum Thema Schrift­kri­tik begeg­net sind. Es ent­steht ein Raum zwi­schen
Abs­trak­tion und Kon­kre­tion. Wahr­heit und Fik­tion. Kon­no­ta­tion und Deno­ta­tion. Lesen und Sehen.

Janika Naja Wetzig, MA Thesis, 2018