Mein transparentes Ich–Die Illusion des Privaten
Der digitale Raum erschafft eine Illusion des Verschwindens. Sobald etwas den Raum betritt, verliert sich der Bezug und die Information vergräbt sich unter Abermillionen Informationen in den Tiefen des Netzes. Doch wenn man gräbt, findet man sie wieder, in der Fülle ihres Daseins, da sie niemals verschwunden war.
Jeder von uns ist online – Zu jeder Zeit an jedem Ort. Fast jeder Bereich unseres täglichen Lebens ist digital erfassbar. Sobald wir den digitalen Raum betreten hinterlassen wir Millionen von Fußspuren, welche nicht verschwinden.
Ich bin eine Person, die für das Jahr 2019 wenig im Internet verbreitet. Das war zumindest meine eigene Annahme. Über der Hälfte meines Lebens benutze ich für Suchanfragen Google oder höre Musik über Youtube. Seit zwei Jahren kann man mich über WhatsApp erreichen. Ich habe ein relativ schläfriges Instagramprofil, poste keine Stories und nur gelegentlich teile ich etwas auf meiner Facebook Pinnwand oder setze mein „Gefällt mir“ unter einen Kommentar. Ein verschöntes, digitales Selbst aufzubauen, hat mich nie sonderlich interessiert. Und doch, kurz nach dem ich angefangen hatte, mich für meine
eigenen Spuren im Netz zu interessieren, fiel mir auf welch große Masse an Daten ich dort eigentlich schon hinterlassen habe.
Im Selbstversuch probierte ich, meine eigenen Daten zu analysieren, um zu erfahren, was große IT-Konzerne über mich wissen. Wer ist diese Judith Bürger eigentlich? Was macht sie gerne? Welche Musik hört sie und welche Seiten besucht sie? Was kann ich aus meinen eigenen Daten herauslesen und vor allem: Gibt es Fehler im System?